Rückblick 2023 - Bodenseefestival

Festivalrückblick 2023

über Grenzen| 6. bis 29. Mai

Das Bodenseefestival widmete sich 2023 dem Thema „über Grenzen“. Vom 6. bis 29. Mai waren in 26 Orten der gesamten Bodenseeregion rund 70 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz und Literatur zu erleben. Artist in Residence war der charismatische Mandolinist Avi Avital, als Ensemble in Residence kam das Berliner vision string quartet an den Bodensee.

Musik, Theater, Tanz, Literatur – Highlights des diesjährigen Bodenseefestivals

Im Rahmen des 35. Bodenseefestivals präsentierte sich eine Vielzahl von begeisterten, aufstrebenden und virtuosen Künstler:innen in der gesamten Bodenseeregion – allen voran der diesjährige Artist in Residence Avi Avital und das Ensemble in Residence vision string quartet, die bei insgesamt 14 Konzerten in wechselnden Formationen das diesjährige Festivalthema „über Grenzen“ auf vielfältige Weise kreativ interpretierten.

Neben zahlreichen Konzerten von Klassik bis Weltmusik und neuen Formaten an neuen Orten gab es im Rahmen des Festivals Theaterproduktionen, Tanzperformances, Autorenlesungen und Filmvorführungen zu erleben. Dem diesjährigen Festivalthema „über Grenzen“ nachspürend, bewegten sich dabei verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig in unterschiedlichen Ausdrucksformen der Kunst. So traf beim „Treffen in Telgte“ (07.05., Radolfzell) sowie „Von Ländern und Menschen“ (21.05., Meersburg) Musik auf Literatur und „DIS:JUNCTION“ (21.05., Weingarten) präsentierte ein spannungsreiches Crossover zwischen Percussion und Tanz. Zugleich konnten die Festivalbesucher:innen in der Vierländerregion direkte (Landes-) Grenzerfahrungen machen, zum Beispiel im Rahmen einer geführten Fahrradtour (20.05.) von Österreich in die Schweiz. Mit im Gepäck waren hier eindrückliche Aufzeichnungen von Fluchterfahrungen, die sich in der Region in der Zeit des Zweiten Weltkriegs ereigneten.

Musikalisch begeisterte unter anderem das ensemble cantissimo bei drei Konzerten mit seinem Konzertprogramm „über Grenzen …“ und dem Didgeridoospieler Alejandro Blau, die palästinensische Sängerin Rasha Nahas brachte dem Publikum zusammen mit ihrer Band Sounds ihrer Heimat näher (07.05., Hohenems), die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz und Rosanne Philippens umgarnten mit „Verführung“ in Konstanz (17. & 19.05.) und Radolfzell (13.05.) und die Stuttgarter Philharmoniker brachten mit Vadim Gluzman, Alban Gerhardt und Steven Osborne fulminant Beethovens Tripelkonzert in Weingarten auf die Bühne (13.05.). Die Rabih Abou-Khalil Group begeisterte zusammen mit Elina Duni in Allensbach (15.05.) und Stefan Temmingh blickte mit dem Capricornus Consort Basel zurück ins Leipzig des Jahres 1723, als die prestigeträchtige Thomaskantorstelle neu zu besetzen war (17.05., Münsterlingen). Weitere musikalische Highlights waren ein Liederabend von Konstantin Krimmel und Markus Schirmer (20.05., Friedrichshafen), ein Konzert des Duos Gambelin im Schloss Salem (18.05.), drei Konzerte von Nataša Mirković, Jarrod Cagwin und Michel Godard mit Sephardischen Liedern aus Südosteuropa, die „Sinfonie im Innenhof“ mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben und Felix Brunnenkant (21.05., Tettnang) sowie Konzerte mit Studierenden der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik (25.05., Bregenz | 27.05., Schloss Achberg).

Theater, Tanz und Literatur präsentierten sich auf vielfältige Weise im Festival:

Das Theaterstück „3 min“ regte junge Zuschauer:innen ab 14 Jahren an, über Flucht, Migration und Rassismus zu reflektieren (11.05., Friedrichshafen). In Liechtenstein konnte mit „Eurotrash“ (11.05.) und der interaktiven Performance „Eutopia“ (12.05.) Schauspiel in ganz unterschiedlichen Ausdrucksformen erlebt werden. Die Theaterkompanie Café Fuerte zeigte ihre sprichwörtlich über Grenzen gehende Freilufttheater-Produktion „TRUCK STOP“ in Lindau (17.05.) und Lustenau (23.05.), direkt an Landesgrenzen der Region. Mit seiner Stückentwicklung „PRESS“, die das Leben von Kriegsreporter:innen beleuchtete, setzte das Theater Konstanz quasi den theatralen Abschluss des Festivals. Tanzbegeisterte überzeugte das Ballett Dortmund mit seiner Produktion „WHAT ABOUT THE CAT?“ (10. & 11.05., Friedrichshafen). Ein abwechslungsreiches Literaturprogramm boten der Schauspieler Helmut Zierl, der in Tettnang sein Buch „Follow the sun – der Sommer meines Lebens“ (17.05.) vorstellte, sowie die Autor:innen Christine Wolter, Steffen Mensching und Anselm Oelze, die auf dem allseits beliebten Literaturschiff (26.05.) aus ihren jeweils aktuellen Werken lasen. In Lindau (25.05.) gab die Lesung von Chris Inken Soppa aus ihrem Buch „Über jede Grenze hinweg“ sowie der anschließende Talk mit der Intendantin Alexandra Gruber literarische Einblicke in das Leben beeindruckender Frauen in der Bodenseeregion.

Avi Avital – Mandoline trifft auf Virtuosität, Verve, Neugier und Kreativität

Der diesjährige Artist in Residence Avi Avital eröffnete gemeinsam mit dem Orchestra della Svizzera italiana unter der Leitung seines Chefdirigenten Markus Poschner am 6. Mai im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen das 35. Bodenseefestival. Besonderes Highlight für die sehr zahlreich erschienen Konzertgäste war Avi Avitals Interpretation des „Konzert für Mandoline und Orchester“ von Giovanni Sollima. Auch in Dornbirn (08.05.) überzeugte das schier grenzenlose Spielvermögen und die enorme Spielfreude von Avi Avital das Konzertpublikum.

Insgesamt neun Konzerte gab Avi Avital im Rahmen seiner Residenz beim Bodenseefestival 2023. Dabei konnte er seine immense künstlerische Bandbreite gemeinsam mit wechselnden musikalischen Partner:innen eindrucksvoll unter Beweis stellen: Zusammen mit der Akkordeonistin Ksenija Sidorova in Allensbach (11.05.) und Weingarten (28.05.), mit den Pianisten Omer Klein in Tettnang (09.05.) und Ohad Ben-Ari in Meersburg (21.05.) und mit Olga Pashchenko am Hammerflügel in Münsterlingen (18.05.). Auf Schloss Achberg (20.05.) gab es zudem die seltene Gelegenheit, Avi Avital im Rahmen eines Solo-Rezitals zu erleben.

Jedes Konzert begeisterte auf seine eigene Weise das Publikum und führte zu einer umjubelten Residenz, die ihre Krönung in einem Konzert mit dem von Avi Avital neu gegründeten Between Worlds Ensemble in Ravensburg (27.05.) fand. Avi Avital und sein internationales Ensemble nahmen die Konzertbesucher:innen mit auf eine musikalische Reise „über Grenzen“ – dabei fest im Blick: die Verbindungen zwischen den volkstümlichen und klassischen Traditionen in Europa, Zentralasien und Amerika.

vision string quartet – grenzenlos zwischen Klassik, Folk, Funk und Jazz

Im Rahmen von fünf ganz unterschiedlichen Konzertprogrammen präsentierte sich das diesjährige Ensemble in Residence beim Bodenseefestival 2023. Dabei begeisterten die vier Musiker auswendig und mit Verve und Excellenz spielend ihr Publikum immer wieder aufs Neue. Den Auftakt bildete ein Konzert in Ravensburg, bei dem das vision string quartet gemeinsam mit dem befreundeten iranisch-österreichischen Gitarristen Mahan Mirarab erstmals sein neues Konzertprogramm mit Eigenkompositionen vorstellte. In Schloss Achberg (13.05.) sowie im Neuen Schloss Meersburg (14.05.) konnte man das Ensemble mit verschiedenen klassischen Programmen hören, die Werke von Bartók, Mendelsohn Bartholdy, Ravel und Webern gegenüberstellten.

Auf beeindruckende Art und Weise zeigte das vision string quartet bei seinem Konzertprogramm „Spectrum“ in Friedrichshafen (17.05.), was aus den Klangkörpern Violine, Viola und Violoncello neben der klassischen Literatur musikalisch noch herauszuholen ist. Ihre Eigenkompositionen, inspiriert von Folk, Pop, Rock, Funk, Minimal und Singer-Songwriter-Musik, schufen eine ganz besondere Stimmung voll intensiver Energie. Den Abschluss der gefeierten Residenz des Quartetts bildete ein gemeinsames Konzert mit dem Klarinettisten Sebastian Manz in Münsterlingen (18.05.).

Den Künstler:innen ganz nah – Workshops im Rahmen des Festivals

Ein wichtiger Bestandteil des Bodenseefestivals ist der persönliche Austausch von Artist in Residence und Ensemble in Residence mit der jungen Bevölkerung der Region – gelebte musikalische Bildung, die Hemmungen abbaut und Verbindungen schafft. Im Rahmen des diesjährigen Festivals konnten so mehrere Workshops an Schulen in Konstanz und Ravensburg sowie eine Masterclass für Studierende der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik in Feldkirch realisiert werden. Dies war eine bereichernde und gleichermaßen menschlich wie musikalisch nahebringende Erfahrung – sowohl für die teilnehmenden Kinder, Jugendlichen und deren Lehrer:innen und Professor:innen, als auch für Avi Avital und das vision string quartet. 

Programm für die ganze Familie

Dass Kinder und Familien beim Bodenseefestival nicht zu kurz kommen, ist längst kein Geheimnis mehr. Im Rahmen des diesjährigen Festivals konnte zum Beispiel in Friedrichshafen beim Theaterstück „3 min“ der compagnie nik viel über Landesgrenzen, Grenzübertritte und Flucht erfahren werden. Auf Schloss Achberg unternahmen die Kleinsten zusammen mit dem Ensemble Memoria Tenere eine musikalische Zeitreise ins alte Ägypten und in Tettnang und Friedrichshafen nahmen mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben und dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg gleich zwei große musikalische Formationen die Kinder mit in die Welt von Blas- und Kammerorchester.

Den Abschluss des 35. Bodenseefestivals bildete traditionell das Picknickkonzert: Bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen verwandelte sich der Park von Schloss Salem in eine große Bühne. Mit dabei: Das Kollektiv Duo, das Circolo Quartet und das Django’s Tigers Trio, die für musikalische Highlights von Klassik bis Tango sorgten. Straßenkünstler:innen auf Stelzen und Riesenseifenblasen zauberten gleichermaßen Groß und Klein ein Lächeln ins Gesicht, während die zahlreich erschienenen Besucher:innen beim Picknick auf dem Rasen das zurückliegende Festival Revue passieren lassen konnten.

Das Bodenseefestival zum Nacherleben

Sieben ausgewählte Konzerte des 35. Bodenseefestivals konnten im Programm des Südwestrundfunks (SWR) akustisch nacherlebt werden. Im Rahmen der SWR2 Mittagskonzerte war so unter anderem das Eröffnungskonzert mit Artist in Residence Avi Avital vom 06.05.2023 in Friedrichshafen zu hören.

Zeit für ein herzliches Dankeschön

Unsere Intendantin Alexandra Gruber bedankt sich bei Allen, die zum Gelingen des 35. Bodenseefestivals beigetragen haben bei unseren Mitveranstaltern, Gesellschaftern, Förderern, allen teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern, insbesondere bei Avi Avital und dem vision string quartet, und natürlich bei unserem Publikum, ohne das unser Festival nicht annähernd so besonders wäre.

Zum Schmökern und für den Download finden Sie hier die Festivalbroschüre und den Programmflyer des 35. Bodenseefestivals 2023: