Alexa Hennig von Lange © Marie Haefner
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Lange Nacht der Literatur 2021

Drei Autor*innen lesen

Norbert Gstrein „Der zweite Jakob“
Alexa Hennig von Lange „Die Wahnsinnige“
Christoph Peters „Dorfroman“
Franz Hoben & Christiane Krupp-Versen Moderation

Norbert Gstrein liest aus „Der zweite Jakob“
Kurz vor seinem 60. Geburtstag möchte der bekannte Schauspieler Jakob Thurner, über den ein Verlag aus diesem Anlass eine Biografie plant, alles hinter sich lassen, was er falsch gemacht hat. Seine Tochter hatte ihm die Frage gestellt, die alles sprengt: „Was ist das Schlimmste, das du je getan hast?“ Jakob erinnert sich an einen Filmdreh an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Die Morde an Frauen und das Elend dort bekam er bloß distanziert mit – aber zwei Mal war er plötzlich mittendrin. „Der zweite Jakob“ von Norbert Gstrein ist ein mitreißender Roman über die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und den dunklen Seiten in der Biografie. Mit atemberaubender Bildhaftigkeit erzählt er die Geschichte Thurners wie einen Thriller.Norbert Gstrein, 1961 in Tirol geboren, lebt in Hamburg. Seine Romane und Erzählungen werden einmütig für ihre formale Brillanz bewundert. Sie wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt; der Autor erhielt zahlreiche Preise, zuletzt 2019 den Österreichischen Buchpreis für den Roman „Als ich jung war“.

Christoph Peters liest aus „Dorfroman“
„Vor 20 Jahren habe ich mich in dem Roman ‚Stadt Land Fluß‘ schon einmal mit dem Dorf am Niederrhein beschäftigt, in dem ich aufgewachsen bin. Was ich damals weggelassen habe, war, dass in eben diesem Dorf, nahe Kalkar, während der 1970er und 80er Jahre ein Kernkraftwerk gebaut wurde, das „der Schnelle Brüter“ hieß und einige der größten Anti-Atomkraft-Demonstrationen der alten Bundesrepublik unmittelbar vor unserer Haustür vorbeiführten. Mein Vater war während meiner gesamten Kindheit auf Seiten der AKW-Befürworter engagiert, was einer der Gründe für heftige pubertäre Auseinandersetzungen und meine eigene politische Emanzipation wurde. Das Dorf ist durch diesen Konflikt zerrissen worden, Freundschaften zerbrachen, Nachbarn redeten jahrzehntelang nicht miteinander. Gleichzeitig lösten sich die landwirtschaftlichen Strukturen und strikten kirchlichen Bindungen mehr und mehr auf. Von all dem erzählt der Roman“ (Christoph Peters). 1966 in Kalkar geboren, war Christoph Peters Schüler eines katholischen Internatsgymnasiums, studierte in Karlsruhe Malerei und war Meisterschüler von Meuser. 1996 hatte er sein literarisches Debüt und publizierte danach zahlreiche Romane und Erzählungen. In einigen seiner Romane schlägt sich die Begeisterung für die japanische Kultur nieder. Christoph Peters wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Friedrich-Hölderlin-Preis 2016.

Alexa Hennig von Lange liest aus „Die Wahnsinnige“
Spanien, 1503: In der Festung La Mota soll Johanna von Kastilien endlich zur Vernunft kommen. Ihre Mutter, Isabella die Katholische, regiert das Land mit unerbittlicher Härte, sie hat die Mauren vertrieben und lässt Tausende als Ungläubige auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrennen. Sie kann ihr Reich nicht in die Hände einer Tochter geben, die nicht betet, nicht beichtet und der Macht nichts bedeutet. Johanna wird mit Philipp dem Schönen ins ferne Flandern verheiratet und es sieht für einen Moment so aus, als wäre ein selbstbestimmtes Leben möglich. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, hält Johanna unbeirrbar an dem fest, was alle um sie herum für Wahnsinn halten: „Denn ich fordere ja nicht nur eine Stadt, ein Land, eine Kolonie oder eine Insel, sondern eine komplette Neuordnung des altbekannten Verhältnisses zwischen Mann und Frau. Ich fordere die halbe Welt.“ Alexa Hennig von Lange, geboren 1973, wurde mit ihrem Debütroman „Relax“ (1997) zu einer der erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation. Sie schreibt Theaterstücke, Jugendbücher und Romane, zuletzt erschien „Kampfsterne“ (2018). Mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern lebt sie in Berlin.

 

 

ENTFÄLLT
Eintritt: 
15 €


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