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Im Jahr 2019 fand das Bodenseefestival zum 31. Mal statt. Es widmete sich vom 11. Mai bis zum 10. Juni den drei Benelux-Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg. In 25 Städten rund um den Bodensee konnten bei über 70 Veranstaltungen Musik, Tanz, Theater und Literatur aus der Benelux-Region entdeckt werden. Artists in Residence waren die niederländische Geigen-Virtuosin Janine Jansen und der aus Luxemburg stammende Pianist und Produzent Francesco Tristano. Sie begeisterten das Publikum bei zahlreichen Veranstaltungen in der gesamten Bodenseeregion.
Ein erfolgreiches 31. Bodenseefestival ging am Pfingstmontag 2019 mit dem Picknickkonzert auf Schloss Salem zu Ende. 70 Veranstaltungen aus Musik, Theater, Tanz und Literatur sowie zwei Ausstellungen in 25 Städten und 37 Spielstätten beleuchteten das Motto „Benelux – Regio zonder Grenzen | Régions sans Frontières“ aus verschiedensten Perspektiven.
Am 11. Mai wurde das 31. Bodenseefestival in Friedrichshafen feierlich eröffnet. Die Staatssekretärin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Frau Petra Olschowksi konnte dafür ebenso in Friedrichshafen begrüßt werden wie die diplomatischen Vertreter Paul Ymkers, Generalkonsul des Königreichs der Niederlande, Koen Haverbeke, Generaldelegierter der Regierung Flanderns und Alexander Homann, Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie. Artists in Residence des Festivals waren die niederländische Geigenvirtuosin Janine Jansen, die zusammen mit dem SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach das Eröffnungskonzert spielte und der aus Luxemburg stammende Pianist und Produzent Francesco Tristano. Er umrahmte die Eröffnungsfeier mit Werken von Bach und Eigenkompositionen. Ein gelungener Auftakt, der die vier Festivalwochen zum Thema Benelux gebührend eröffnete.
Die Geigerin Janine Jansen, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde und sowohl als Protagonistin in großen symphonischen Konzerten als auch als Kammermusikpartnerin geschätzt wurde, spielte insgesamt vier Konzerte im Festival. Mit dem Pianisten Alexander Gavrylyuk präsentierte sie in Weingarten in feinsinnigster Weise Violinsonaten der Romantik, in Friedrichshafen spielte sie mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Sir Antonio Pappano Szymanowskis Violinkonzert Nr. 1 und mit fünf ihrer hochrenommierten musikalischen „Friends“ bot sie in Ravensburg einen vielumjubelten Abschluss.
Der Pianist, Komponist und Produzent elektronischer Musik Francesco Tristano zeigte im Bodenseefestival die Bandbreite seines Schaffens: Die musikalische Leitung einer Schauspielproduktion, sechs Konzerte und ein Live-Club-Set präsentierte er dem Publikum, das vielfach gleich mehrere seiner Veranstaltungen besuchte. Erstmals gestaltete ein Artist in Residence des Bodenseefestivals die Bühnenmusik der Festivalproduktion des Stadttheaters Konstanz: Francesco Tristano spielte am 17. Mai live die Premiere zu „Die Hauptstadt“ unter der Regie von Mark Zurmühle. Am Tag der darauf präsentierte er sein neues Album „Tokyo Stories“ im Club Douala in Ravensburg, wo er sowohl das Festivalpublikum als auch die Club-Besucher*innen zum Tanzen brachte. Auch mit seinem Klavierrezital auf Schloss Achberg und dem Konzert „Goldberg City Variations“, bei dem hinter dem Pianisten auf einer Leinwand eine digitale Stadt erwuchs, begeisterte Francesco Tristano die Besucher*innen. Mit drei Studierenden des Vorarlberger Landeskonservatoriums erarbeitete er einen Konzertabend für den Spielboden Dornbirn und mit dem Kammerorchester CHAARTS brachte er Bachs Cembalokonzerte und eigene Werke im Bahnhof Fischbach in Friedrichshafen und in der Bibliothek von Schloss Salem zu Gehör. Zum Abschluss gab er im Zirkuszelt in Konstanz in Kooperation mit dem Theater Konstanz ein Clubkonzert, das die Besucher mitriss.
Das Festival zeigte auch einen Querschnitt durch den Jazz der Benelux-Länder: Die Dutch Swing College Band spielte in Friedrichshafen genauso wie die Saxofonistin Candy Dulfer vor ausverkauftem Haus. Bert Joris überraschte zusammen mit dem New JazzPort Orchestra mit überaus lyrischem Bigband-Jazz im Bahnhof Fischbach in Friedrichshafen. Dominique Horwitz bot zudem einen überzeugenden Jacques Brel.
Viele Projekte im Bodenseefestival 2019 wurden durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit ermöglicht: Das Trio „Reijseger – Fraanje – Sylla“ mit dem niederländischen Freejazz-Cellisten Ernst Reijseger entführte in afrikanische Klangwelten, bevor der Cellist mit den sardischen Sängern von „Cuncordu e tenore de Orosei“ das Publikum in Romanshorn und Allensbach verzauberte. Saxophonist*innen des Vorarlberger Landeskonservatoriums erarbeiteten zusammen mit dem Landesjazzpreisträger Baden-Württemberg, Bernd Konrad, ein Kinder- und ein Abendkonzert zur Geschichte des Saxophons in Konstanz. Mit Pauline Terlouw und Jan Willem Nelleke konnten zwei niederländische Musiker*innen mit zeitgenössischen Werken unter Anwesenheit der Komponisten eine kleine Tour durch Überlingen, Kreuzlingen und Rorschacherberg machen. Das Singwochenende in St. Gallen vereinte wie jedes Jahr Singbegeisterte und Profimusiker*innen für die Gestaltung eines Gottesdienstes in der Kathedrale.
In Meersburg überzeugte das Ensemble „Continuum“ mit einem exklusiv für das Bodenseefestival gestalteten Konzert zum Roman „Utopia“ von Thomas Morus und die niederländische Geigerin Isabelle van Keulen spielte vor ausverkauftem Haus. Einmal quer über den See, in der Klosterkirche Münsterlingen fanden in diesem Jahr gleich vier Konzerte statt: Das Vocalensemble amarcord bot Werke der frankoflämischen Schule, das Quatuor Tchalik, der Violinist Sebastian Bohren und die Pianistin Schaghajegh Nosrati begeisterten mit drei weiteren Konzerten.
Auch der Bodensee selbst wurde als Bühne genutzt: Bei „Musik an Bord“ gestalteten Ensembles der Südwestdeutschen Philharmonie musikalisch einen Ausflug an einem heißen Sommertag auf dem Schiff MS Graf Zeppelin, das zwischen Konstanz und Meersburg pendelte. Auf dem historischen Raddampfer Hohentwiel war beim Literaturschiff u. a. der niederländische Autor Otto de Kat mit Lesungen zu erleben. Literarisches aus den Benelux-Ländern konnte auch bei der „Literatur in der Villa Lindenhof“ in Lindau mit dem niederländischen Autor Jan Konst und bei der „Langen Nacht der Literatur“ in Friedrichshafen mit drei Autorinnen aus den Belgien und den Niederlanden genossen werden.
Gegen Ende des Festivals überzeugte die von Roel Voorintholt geleitete Ballettkompanie Introdans aus Arnhem an zwei Abenden die Besucher im Graf-Zeppelin-Haus. Mit drei außergewöhnlichen Choreographien von Hans van Manen, Lucinda Childs und Regina van Berkel begeisterte es mit seiner außergewöhnlicher Ästhetik.
Familienkonzerte auf Schloss Achberg und in Tettnang luden Groß und Klein zu musikalischen Entdeckungstouren ein. Das traditionelle Picknickkonzert als großes Abschlussfest im Park von Schloss Salem lockte trotz wechselhafter Witterung zahlreiche Besucher*innen an, wobei das „Orchester im Treppenhaus“ mit seinen Formaten wie den Musikautomaten oder den Notfallkonzerten begeisterte.